Vielleicht geht es dir so wie mir: du liest in der Bibel und irgendwie rührt sich nichts – weder in deinen Gedanken, noch in deinem Herzen. Es ist als ob wir einen Zeitungsartikel lesen würden und mitten drin feststellen müssen, dass wir den Faden verloren haben. Natürlich würden wir das im Zusammenhang mit der Bibel nicht so formulieren, sei es aus Respekt oder einfach deswegen, weil die Erwartung doch die ist, dass die Bibel, Gottes Wort, bei uns irgendetwas bewegen sollte.
Die Problematik wird weiter erschwert, wenn man bedenkt, dass sowohl in Predigten als auch in small groups/Bibelstudien persönliche Anwendungen entweder ganz fehlen, dem Einzelnen überlassen werden (in der Hoffnung, dass er/sie dies auch tatsächlich tut) oder es bei theoretischen und verallgemeinerten Anwendungen belassen wird. In seinem Buch “Growth Groups” (Kingsford NSW, Australia: Matthias Media, 1995. S. 31-42) beschreibt der Autor Colin Marshall diese Problematik wie folgt:
„Jeder von uns hat an Bibelstudien teilgenommen, die sich in der „theologischen Stratosphäre“ abspielten und mit unserem täglichen Leben und Verhalten nichts zu tun hatten. Es ist bequemer, sich „über den Wolken“ aufzuhalten, und es tut weh, am Boden zu landen! Meist macht es einfach mehr Spaß, über den Wolken zu schweben und darüber zu spekulieren, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz finden. In Bibelkreisen kommt es oft vor, dass wir uns mit einer Art Scheinanwendung dessen zufrieden geben, was besprochen wurde. Wir wissen zwar, dass die Anwendung nicht fehlen darf, aber wir begnügen uns häufig nur mit oberflächlichen Aussagen darüber, welchen Einfluss das Wort Gottes auf uns haben sollte.“
Bevor wir tiefer in die Thematik einsteigen, möchte ich ein paar „basics“ voranstellen. Ich bin fest daon überzeugt, dass Gott nach wie vor zu uns spricht. Wie spricht Gott zu uns? Allgemein gesprochen, spricht Gott durch diese vier Bereiche:
- Er spricht durch sein Wort, die Bibel;
- Er spricht durch Gebet;
- Er spricht durch den weisen, biblischen Rat anderer Christen;
- Er spricht durch Umstände.
Wenn wir diese vier Bereiche anschauen, müssen wir die Wichtigkeit der Bibel in den Mittelpunkt stellen. Gott wird sich nie widersprechen oder gegen sein Wort angehen. Sein Wort, die Bibel, ist der Filter durch den wir alles andere betrachten. In Jesaia 55,10-11 verspricht Gott seinem Volk Israel:
„Denkt an den Regen und den Schnee! Sie fallen vom Himmel und bleiben nicht ohne Wirkung: Sie tränken die Erde und machen sie fruchtbar; alles sprießt und wächst. So bekommt der Bauer wieder Samen für die nächste Aussaat, und er hat genügend Brot zu essen. Genauso ist mein Wort: Es bleibt nicht ohne Wirkung, sondern erreicht, was ich will, und führt das aus, was ich ihm aufgetragen habe.“ (Jes.55,10-11, HFA)
Er macht eines klar: sein Wort ist wie Regen und Schnee. Regen bewässert den Boden sofort. Schnee wird nur dann für den Boden nützlich, wenn die die Hitze der Sonne ihn zum Schmelzen bringt. Beide haben denselben Ursprung und beide haben ihren Nutzen: Fruchtbarkeit des Bodens. Genauso ist es mit seinem Wort: manchmal hat es eine sofortige Wirkung und manchmal ist die Wirkung später zu sehen. Aber die Tatsache bleibt: es bleibt nicht ohne Wirkung. Darum ist es so wichtig, dass wir sein Wort kennen. Wir beschäftigen uns heute mit dem Thema „Gottes Wort auf dein Leben anwenden.“ Ziel jedes Bibelstudiums ist es, Lebensveränderung zu erfahren. Dies kann in den Bereichen Glauben oder Verhalten geschehen. Vielleicht fordert dich Gott heraus, Ihm zu glauben und seinen Worten zu vertrauen. Oder er ermutigt dich, bestimmte Verhaltensweisen zu ändern.
Manchmal ist es jedoch schwer, die Verknüpfung zwischen dem Gerlernten und deinem Leben heute herzustellen. Hierzu möchten wir dir drei Hilfestützen geben:
1. Fünf (5) Kreise der Anwendung.
Der erste Kreis: mein Leben.
Welche Konsequenzen hat das Gelernte für mich, mein Leben, meine Entscheidungen, meine Gedanken und mein Verhalten. Dies ist der erste und wichtigste Kreis, durch dessen Filter alle anderen angesprochen werden.
Der zweite Kreis: mein Umfeld.
Stell dir einmal vor, wie es aussehen würde, wenn alle in deiner Familie das Gelernte auf ihr Leben umsetzen würden. Wie könnte das aussehen? Wie könntest du ihnen helfen dorthin zu gelangen?
Der dritte Kreis: meine small group.
Der beste Ort, nachhaltige Lebensveränderung konsequent durchzuführen und zu erleben ist in der Gemeinschaft mit anderen Christen. Wie würde es praktisch aussehen, wenn du zusammen mit anderen das Gelernte in Eurem Leben umsetzen würdest? Wie könntet ihr euch gegenseitig anspornen, ermutigen und erbauen?
Der vierte Kreis: meine Kirche.
Stell dir mal vor, deine ganze Kirche würde das Gelernte in die Tat umsetzen? Wie würde sich deine Kirche verändern?Welche Auswirkungen würde das auf die Lehre, die Angebote innerhalb der Kirche, ihr Auftreten nach außen, usw. haben?
Der fünfte Kreis: meine Gesellschaft.
Wenn wir Jesu Worte richtig verstehen, dann sollen seine Jünger Salz und Licht sein. Das heißt, sie sollen und werden einen Einfluß auf die Gesellschaft, in der sie leben haben. Wie würde sich deine Gesellschaft (Stadt, Landkreis, Bundesland/Kanton, Land) nachhaltig und spürbar verändern, wenn alle das Gelernte auf ihr Leben umsetzen würden. Du wirst sehen, dass der Missionsbefehl Jesu in Matth.28 auf einmal Hände unf Füsse bekommt.
2. Zwei (2) Bereiche der Anwendung.
– Glaube: Gibt es etwas, was meinen Glauben streckt, erweitert, bestätigt oder fordert? Was soll ich im Glauben annehmen? Inwiefern hilft mir das Gelernte, Gott mehr zu vertrauen, sein Wort tiefer zu studieren und meinen Wandel mit Ihm enger zu gestalten?
– Taten bzw. Verhalten: Was möchte Gott, das ich praktisch tun soll bzw. wovon soll ich Abstand nehmen? Welche Dinge soll ich wie einen Mantel anziehen und an den Tag legen und welche soll ich ablegen?
3. Praktische Anhaltspunkte der Anwendung (2. Tim.3,16-17).
„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“ (2. Tim.3,16-17, Schlachter 2000)
Lehre: Was habe ich in diesem Abschnitt gelernt? Bin ich bereit, es zu glauben und dementsprechend zu leben?
Überführung: Hat Gott mir irgendetwas gezeigt, was ich falsch mache?
Zurrechtweisung: Wie kann ich mein falsches Verhalten korrigieren? Was muss ich ändern oder tun, um dem Wort der Wahrheit zu gehorchen?
Unterweisung: Was habe ich darüber gelernt, wie ich leben soll? Wie kann ich dies sofort in die Praxis umsetzen?
Halte das Ziel vor Augen: In Jesaia lernen wir, dass Gottes Wort Fruchtbarkeit hervorruft. Im 2. Timotheusbrief lernen wir, dass Gottes Wort nützlich ist … sodass der Mensch Gottes ganz zubereitet sei und zu jedem guten Werk zugerüstet. Darum ist es so wichtig, es nicht zu versäumen, sein Wort auf unser Leben anzuwenden. Wir wollen ein Leben führen, dass Gott alle Ehre gibt und unseren Glauben allen Raum schafft, sodass auch andere davon profitieen können.
Wir hoffen, dass diese drei Hilfestützen hilfreich sind und hoffen, dass dadurch mehr Klarheit hast, wie du die Bibel auf dein Leben anwenden kannst.
~ Philipp Meinecke
Hier gibt es zwei weitere Ressourcen zu diesem Thema:
- Hier ein 5-Minütiges YouTube Video über die 5 Kreise der Anwendung.
- Basierend auf dem Buch, Herr, öffne mir die Augen für Dein Wort: in 28 Tagen lernen, wie man die Bibel selbstständig studieren kann haben wir eine ganze Reihe von Anwendungshilfen zusammengestellt. Hier kannst dir das ganze YouTube Video anschauen.