„Eine Gemeinde mit unwiderstehlichem Einfluss“
- Thessalonicher 1,1-10 | Philipp Meinecke
Jesus verwendete viele überzeugende und anschauliche Bilder, um die Gemeinde und ihren Einfluss und Auftrag in der Welt zu beschreiben:
- Eine Stadt auf einem Hügel – ein sichtbares Zeichen für ungeübte Augen.
- Eine Lampe, die sogar in den finstersten Räumen leuchtet.
- Eine schöne Braut, die sich für ihren Bräutigam bereit gemacht hat.
- Ein Haus, in dem Menschen von nah und fern ein Heim finden.
- Salz zur Würze und und Konservierung.
Aufgrund der Kraft des Heiligen Geistes war die frühe Gemeinde ein derart transformativer Einfluss auf die damalige Gesellschaft, dass sie sogar durch die Christenverfolgungen nicht daran gehindert wurde oder davon abgehalten werden konnte, ihre Umwelt zu verändern.
Für Christus bestand der Zweck und die Funktion seiner Gemeinde darin, der primäre Agent für die Ausbreitung der Königsherrschaft Gottes hier auf Erden zu sein. Er wird seine Gemeinde bauen und ihr Wachstum gewährleisten. Er wird für sie sorgen und ihren Erfolg sicherstellen und selbst „die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen“ (Matth. 16,18). Jesus betrachtete seine Gemeinde als ein aktives Instrument, das in einer offensiven Weise (im Gegensatz zu defensiv) zum Einsatz kommt und ebenso zielgerichtet wie strategisch dem Reich Satans entgegentritt und sein Reich in die Defensive drängt.
Doch anstatt die Welt auf den Kopf zu stellen, hat die heutige Gemeinde ihr hell leuchtendes Licht entweder abgedreht oder es mit einer künstlichen Beleuchtung im Inneren der Gebäude ersetzt. Menschen im Westen neigen in zunehmendem Maß dazu, sich mit Jesus, aber nicht mit seiner Gemeinde zu identifizieren[i]. Ersteres ist zwar wünschenswert, aber wir dürfen nicht den Fehler machen, das Instrument zu ignorieren, durch das der Herr die Welt verändern will. Abgesehen von wenigen Ausnahmen ist die Stimme der Gemeinde verstummt, und ihr Einfluss auf die Gesellschaft ist fast völlig verloren gegangen. Persönliche Kompromisse führten zu weitläufigen Kompromissen und in vielen Fällen zu einem moralischen und ethischen Niedergang – der unausweichlichen Folge theologischer Fehlentwicklungen[ii]. Anstatt die Gesellschaft zu verändern, unterwarf sich die westliche Gemeinde dem Einfluss der zeitgenössischen Kultur.
Beachten wir das folgende Zitat von Marvin Rosenthal:
„Viele, die sich als Christen bezeichnen, wollen, dass die Gemeinde für Unterhaltung sorgt, anstatt für Anbetung. Sie wünschen sich eine abgezäunte, keimfreie ‚Country Club-Atmosphäre’, im Gegensatz zu der Haltung: „Geht hin an die Kreuzungen der Straßen und ladet zur Hochzeit ein, so viele ihr findet!“ Abgesehen von wenigen Ausnahmen ist die heutige Gemeinde zersplittert, polarisiert, fleischlich, materialistisch, humanistisch und kraftlos. Die Welt steht in Flammen, und die Gemeinde spielt herum.“ [iii]
Schließlich hat Gott seine Gemeinde sorgfältig dafür ausgelegt und positioniert, die transformative Kraft in unserer Gesellschaft zu sein, nicht wegen ihrer Leitung, ihrer Programme oder ihrer Mitglieder, sondern wegen der Botschaft des Evangeliums, das treu von einer Generation an die nächste weitergegeben werden muss. Immerhin ist es das Evangelium, das „Gottes Kraft zur Errettung für jeden ist, der glaubt“ (Römer 1,16).
Doch genau hier ist der springende Punkt: Wenn das Evangelium der Gnade kompromittiert wird, dann verliert die Gemeinde ihren Einfluss.
Die Frage, die wir beantworten wollen, lautet also: Was sind die Anzeichen einer Gemeinde mit unwiderstehlichem Einfluss? Damit meine ich eine Gemeinde, deren Existenz nicht ignoriert werden kann, deren Mitglieder durch das Evangelium so sehr verwandelt wurden, dass die Menschen dies nicht nur bemerken, sondern für sich erleben wollen! Gibt es einen Präzedenzfall oder ein Konzept, anhand dem wir uns ein Bild davon machen können, wie so etwas in unserer Gemeinde aussehen könnte und – wenn das Ganze aus seinen Teilen besteht – welche Konsequenzen sich daraus für jeden von uns ergeben?
1 Paulus, Silvanus und Timotheus an die Gemeinde in Thessalonich. Euch allen, die ihr Gott, dem Vater, und Jesus Christus, dem Herrn, gehört, wünschen wir Gnade und Frieden.
2 Es vergeht kein Tag, an dem wir Gott nicht für euch alle danken. Jedes Mal, wenn wir im Gebet vor ihm, unserem Vater, für euch einstehen,
3 erinnern wir uns daran, wie entschieden ihr euren Glauben in die Tat umsetzt, zu welch unermüdlichem Einsatz ihr aus Liebe bereit seid und wie standhaft euch die Hoffnung macht, dass Jesus Christus, unser Herr, wiederkommt.
4 Ja, Geschwister, ihr seid von Gott geliebt; wir wissen, dass er euch erwählt hat.
5 Das wurde schon damals deutlich, als wir euch das Evangelium verkündeten: Gott redete nicht nur durch unsere Worte zu euch, sondern auch durch das machtvolle Wirken des Heiligen Geistes und durch die große Zuversicht, die uns erfüllte, sowie überhaupt durch unser ganzes Verhalten euch gegenüber, das euch zeigte, dass es uns um euch ging und nicht um uns selbst.
6 Und ihr habt das Evangelium auch wirklich angenommen, obwohl ihr schweren Anfeindungen ausgesetzt wart, und habt diese mit einer Freude ertragen, wie nur der Heilige Geist sie schenken kann. Damit seid ihr unserem Beispiel und dem Beispiel des Herrn gefolgt
7 und seid selbst zu einem Vorbild für alle Gläubigen in ´den Provinzen` Mazedonien und Achaia geworden.
8 Ja, von eurer Gemeinde aus hat sich die Botschaft des Herrn in ganz Mazedonien und Achaia verbreitet, und nicht nur dort: Es gibt inzwischen kaum noch einen Ort, wo man nicht von eurem Glauben an Gott gehört hätte. Wir brauchen gar nichts mehr darüber zu sagen;
9 überall redet man davon, was für eine Wirkung unser Besuch bei euch gehabt hat. Die Leute erzählen, wie ihr euch von den Götzen abgewandt und dem lebendigen und wahren Gott zugewandt habt, um ihm zu dienen
10 und auf seinen Sohn zu warten, der vom Himmel zurückkommen wird – auf Jesus, den er von den Toten auferweckt hat und der uns vor dem kommenden Gericht rettet.
~ 1. Thessalonicher 1,1-10; Neue Genfer Übersetzung[iv]
Vor dem Hintergrund des Konzils in Jerusalem um das Jahr 50 n. Chr., bei dem das Evangelium der Gnade gegen die Angriffe der Judaisten verteidigt werden musste, schrieb der Apostel Paulus mehrere Briefe, von denen zwei besondere Beachtung verdienen:
- Auf der einen Seite haben wir den Brief an die Galater – eine Warnung davor, das Evangelium der Gnade zu kompromittieren;
- Auf der anderen Seite haben wir den Ersten Brief an die Thessalonicher – ein Lob für die Teilnahme an der Verkündigung des kompromisslosen Evangeliums der Gnade.
Beide Briefe betonen die Wichtigkeit des Evangeliums der Gnade für die Gläubigen.
Wir wollen heute einen Blick darauf werfen, was geschieht, wenn sich eine Gemeinde kompromisslos am Evangelium orientiert und dadurch ihren Einfluss auf die Gesellschaft ausweitet. Wenn wir nicht vorsichtig sind und den Kampf aufgeben, dann wird das Evangelium kompromittiert, und die Gemeinde verliert ihren Einfluss. Was können wir also im Hinblick auf eine Gemeinde mit unwiderstehlichem Einfluss von den Thessalonichern lernen?
Hier ist der erste Punkt:
- Sie haben eine klare Linie (V. 2-3.10).
In den Versen 2-3 teilt Paulus den Thessalonichern mit, wie dankbar er für ihre geistliche Entwicklung ist, seitdem sie das Evangelium das erste Mal gehört hatten. Beachten wir, wie detailliert er den damit verbundenen Prozess beschreibt: Am Anfang steht die souveräne Erwählung durch Gott, dann wurde ihnen das Evangelium durch Boten verkündet, die den Thessalonichern nicht nur das Wort Gottes, sondern auch ihr eigenes Leben mitteilten. In der Folge kam es zu sichtbaren Ergebnissen: der Text sagt uns, dass Paulus ständig an drei Dinge dachte, während er für sie betete:
- Er denkt an ihr Werk des Glaubens – damit ist ein Werk gemeint, das aus dem Glauben entspringt. Die Thessalonicher haben nicht nur mit dem Kopf genickt und bestimmte Wahrheiten akzeptiert, sondern sie glaubten an das Evangelium, sie handelten danach, und die Früchte in ihrem Leben lieferten einen deutlichen Beweis für ihren Glauben. Sie taten Werke – oder brachten Früchte – die in ihrem Glauben wurzelten.
- Er denkt an ihre Bemühung in der Liebe – eine Bemühung, die der Liebe entspringt. Die Thessalonicher haben den mühsamen Dienst an anderen nicht gescheut, sofern dieser Dienst seine Ursache, Kraftquelle und Motivation in derselben selbstlosen Liebe hatte, wie sie Christus dadurch bewies, dass er für uns am Kreuz gestorben ist. Diese Art von Liebe ist opferbereit, sie ist kostspielig, schwierig und zuweilen unbequem, aber an jeder Ecke bietet sich eine Chance, um unser Ich sterben und die Liebe Gottes durch uns wirken zu lassen.
- Er denkt an ihre Standhaftigkeit in der Hoffnung – eine Standhaftigkeit, die der Hoffnung entspringt. Damit ist die Fähigkeit gemeint, wegen der Hoffnung auf etwas Besseres Mühe, Elend und sogar Verfolgung zu erdulden. Laut Vers 3 begründeten die Thessalonicher ihren Glauben und ihre Hoffnung auf Christus, und sie führten ihr Leben im Hinblick auf die Tatsache seiner bevorstehenden Wiederkunft.
Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf Christus gerichtet. Sie wussten, wer sie waren, weil sie wussten, wessen sie waren, und sie lebten ganz aus ihrer neu gefundenen Identität in Christus heraus, während Gott durch sie wirkte.
Das erste Anzeichen einer Gemeinde mit unwiderstehlichem Einfluss ist, dass sie eine klare Linie haben muss. In unserem Text ist überall das Leben aus Christus zu erkennen – Christus, der sein Leben in uns und durch uns lebt, so wie es bei einem Weinstock und den Reben der Fall ist. Wir müssen verstehen, dass alles, was Gott in und durch uns tun will, von ihm aus dem „Überlauf“ unserer Beziehung zu ihm getan wird. Genau das geschah auch mit den Thessalonichern.
Doch hier liegt die Gefahr: Das Wissen, dass dies unser einziges Ziel im Leben sein soll, ist eine Sache, die Verfolgung dieses Ziels ist eine ganz andere. Wenn wir nämlich auch nur einen Zentimeter vom Kern des Evangeliums abweichen, setzen wir uns der gleichen Gefahr aus wie die Galater und wir verlieren unseren Einfluss.
Warum? Weil der Gegenstand deines Glaubens – deine Linie – dann auf einmal Christus plus etwas anderes ist, oder, was noch schlimmer ist: etwas anderes minus Christus. Wenn das geschieht, dann klopft die Religiosität an die Hintertür, und auf einmal dienst du den anderen widerwillig, aus religiöser Pflicht und nicht aufgrund einer Liebesbeziehung zu Christus. Das standhafte Ausharren angesichts von Schwierigkeiten wird dann zur Option – oder es erscheint uns unvernünftig. Die Botschaft des Evangeliums wurde kompromittiert, und wir haben unseren Einfluss verloren. Wir brauchen unbedingt eine klare Linie, und da das Ganze aus seinen Teilen besteht, gilt dies auch für dich und für mich.
Was können wir noch von den Thessalonichern lernen, das eine Gemeinde mit unwiderstehlichem Einfluss kennzeichnet?
- Sie folgten klaren Vorbildern (V.6-8)
Unser Text besagt, dass die Thessalonicher, nachdem sie das Evangelium gehört hatten, Nachahmer von Paulus und von Christus wurden. Der Ablauf der Ereignisse ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig:
- Sie hörten das Evangelium.
- Sie akzeptierten und befolgten das Evangelium.
- Ihr Leben wurde durch das Evangelium verändert.
- Sie gestalteten ihr Leben nach dem Vorbild jener, die ihnen das Evangelium verkündet und vorgelebt hatten.
Paulus verbrachte drei Jahre in Korinth, aber nur drei Wochen in Thessalonich (vgl. Apostelgeschichte 17,2). Entscheidend war nicht, wie viel Zeit er mit diesen Gemeinden verbrachte, sondern entscheidend war, was Gott durch Paulus tat, während dieser sich dort aufhielt (eine interessante Tatsache für Gemeindegründer!). Paulus hatte drei Wochen Zeit, um den Thessalonichern alles beizubringen, was sie wissen mussten, um geistlich zu wachsen und zu reifen (und er musste eine neue Gemeinde gründen, Leiter einsetzen, das Fundament dafür legen, dass die richtige Lehre verkündet wurde, usw.). Wie viel kann man in so einem Zeitraum lehren? Worauf müsste man sich konzentrieren? Der Heilige Geist war zweifellos am Wirken (1. Thessalonicher 1,5), und laut unserem Text sowie der Parallelstelle in Apostelgeschichte 17 „unterredete sich“ Paulus mit ihnen „aufgrund der Schrift“ (Apostelgeschichte 17,2), er „erläuterte und legte dar“ (Apostelgeschichte 17,3) und er teilte ihnen das Evangelium mit (Apostelgeschichte 17,3; 1. Thessalonicher 1,5.6.8). Darüber hinaus demonstrierten Paulus und seine Begleiter durch ihr persönliches Vorbild in Wort und Tat, was es bedeutet, Christus nachzufolgen (1. Thessalonicher 1,5-6).
Paulus sprach in seinen Briefen mehrfach über das Nachahmen von Vorbildern:
- Korinther 4,16: Ich bitte euch nun, seid meine Nachahmer.
- Galater 4,12: Seid wie ich! Denn auch ich bin wie ihr, Brüder, ich bitte euch; ihr habt mir nichts zuleide getan.
- Philipper 3,17: Seid miteinander meine Nachahmer, Brüder, und seht auf die, welche so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt!
- Philipper 4,9: Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.
- Epheser 5,1: Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder!
Paul hatte keine Bedenken, sich selbst als nachahmenswertes Vorbild zu bezeichnen, denn er führte sein Leben Christus gemäß. In 1. Korinther 11,1 sagte er: „Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi Nachahmer bin!“ Mit anderen Worten: „Ich folge Christus nach und gestalte mein Leben nach seinem Vorbild. Wenn du wissen willst, wie das aussieht, wenn man Christus nachfolgt, dann brauchst du nicht weiter zu suchen – ich bin das Beweisstück A dafür, wie so etwas aussieht. Und weil ich Christus nachahme, folge du meinem Beispiel!“
Paulus teilte anderen sein Leben mit, und er stellte das Evangelium jederzeit, überall und in jeder Situation in den Mittelpunkt, indem er es bei jeder sich bietenden Gelegenheit verkündete.
Laut unserem Text wurden die Thessalonicher Nachahmer von Paulus und von Christus in den Bereichen der Heiligkeit, der Liebe und des Leidens. In allen drei Bereichen orientierten sie sich an ihrer klaren Linie – an Christus.
Was war das Ergebnis? Werfen wir einen Blick auf die Verse 7-8: „… so dass ihr allen Gläubigen in Mazedonien und in Achaia zu Vorbildern geworden seid. Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen … (und) an jeden Ort ist euer Glaube an Gott hinausgedrungen, so dass wir nicht nötig haben, etwas zu sagen.“
Ich schätze es, wie ein bestimmter Kommentator den Begriff erklärt, den Paulus an dieser Stelle verwendet:
„Das Wort ‚erschallen‘ lässt an den Klang eines Blechblasinstruments denken, das unaufhörlich geblasen wird. Es vermittelt die Vorstellung eines Echos, das sich grenzenlos ausdehnt und ein Bild für die sich ständig ausweitende Verkündigung (des Evangeliums) ist.“ [v]
Ein Vorbild wird man nicht dadurch, dass man sich einer Massenbewegung anschließt, sondern es beginnt mit einem einzelnen Menschen, der sich aus dem Sumpf der Mittelmäßigkeit und Selbstgefälligkeit befreit und den Boden der Verantwortung und Führung betritt. Ein Beispiel dafür sehen wir in der Erweckung am Asbury College in Wilmore, Kentucky, das am 3. Februar 1970 mit einem Studenten anfing, der sein Zeugnis gab. [vi] Wenn das Ganze aus seinen Teilen besteht, dann ist auch dein und mein Teil von großer Bedeutung.
Ich möchte dir an diesem Punkt einige sehr persönliche Fragen stellen:
- Hat sich dein Leben seit deiner Bekehrung zu Jesus Christus verändert, so dass du jetzt ein Vorbild für andere bist?
- Welche treuen Nachfolger des Herrn ahmst du nach?
- ‚Erschallt‘ das Wort Gottes von dir aus zu anderen Menschen, wo immer du dich auch befindest?
- Führst du dein Leben so, dass den anderen bewusst wird, dass du dem lebendigen und wahren Gott dienst? Oder hast du, wie wir gleich sehen werden, die „Götzen“, denen du einst gedient hast, nicht so gründlich zerstört, wie es die Thessalonicher taten, indem sie sich zu Gott bekehrten, um ihm und nur ihm zu dienen?
Wenn das Evangelium der Gnade kompromittiert wird, dann verliert die Gemeinde ihren Einfluss. Und wenn das Ganze aus seinen individuellen Teilen besteht, dann müssen du und ich diese Fragen ehrlich beantworten.
Was können wir noch von den Thessalonichern lernen, das eine Gemeinde mit unwiderstehlichem Einfluss kennzeichnet?
- Sie verkündeten eine klare Botschaft (V.9)
Wenn Christus im Mittelpunkt steht, wenn das Evangelium treu weitergegeben wird und wenn die Vorbilder nachgeahmt werden, die ihr Leben an Christus orientieren, dann wird sicher gestellt, dass die richtige Botschaft sowohl im Wort als auch im Verhalten verkündigt wird, und ihre Wirkung auf die Menschen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gemeinde wird nicht ausbleiben.
Werfen wir einen Blick auf die Verse 9-10: „Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat – Jesus, der uns rettet von dem kommenden Zorn.
Beachten wir, wer hier „erzählt“: Es waren die Christen in Mazedonien und Achaia und, wenn wir den Zusammenhang berücksichtigen, alle, die von den „Schallwellen“ des Wortes Gottes bzw. des Glaubens der Thessalonicher erreicht wurden – diese Menschen waren es, die über die Folgen davon berichteten, dass Paulus und seine Begleiter den Thessalonichern das Evangelium verkündeten.
Die Thessalonicher hörten das Evangelium, sie akzeptierten es, und es hatte unmittelbare und sichtbare Auswirkungen auf ihr Leben. Aufgrund dessen, was wir aus der Schrift wissen, können wir das Evangelium, das sie hörten, akzeptierten und befolgten, folgendermaßen zusammenfassen:
- Du und ich wurden für eine Beziehung zu Gott erschaffen.
- Unsere Sünde hat uns von dieser Beziehung getrennt.
- Es gibt nichts, was wir tun können, um diese Beziehung wiederherzustellen.
- Jesus starb am Kreuz, um die Strafe für unsere Sünde zu bezahlen.
- Jesus ist von den Toten auferstanden, damit wir das Leben haben können.
- Jesus gibt das ewige Leben (oder eine wiederhergestellte Beziehung) denen, die ihre Sünde bereuen, indem sie an Jesus Christus glauben.
Unser Text besagt, dass sie das Evangelium akzeptierten, als sie es hörten: sie zeigten Reue, indem sie an Christus glaubten, was auch daran erkennbar war, dass sie von den Götzen zu Gott umkehrten. Sie verstanden und glaubten, dass Gott seinen Sohn von den Toten auferweckte und dass er ihnen eine wiederhergestellte Beziehung und die Bewahrung vor dem kommenden Zorngericht anbot. Und sie lebten in einer Haltung der Erwartung und Dringlichkeit im Hinblick auf die bevorstehende Wiederkunft des Herrn.
Ihr Leben gab Zeugnis von ihren Worten, und die Nachricht davon verbreitete sich rasch – zuerst unter der heidnischen Bevölkerung in Thessalonich (Apostelgeschichte 17), dann in den umliegenden Gebieten und schließlich „an jedem Ort“. Das Evangelium wurde nicht kompromittiert. Es war beim Konzil in Jerusalem bewahrt worden und wurde nun den Händen der Thessalonicher anvertraut. Das Ergebnis war, dass sie eine Gemeinde mit unwiderstehlichem Einfluss wurden.
Zum Abschluss/Anwendung:
Zum Abschluss der heutigen Predigt möchte ich dir drei Fragen mitgeben, mit denen du dich in der kommenden Woche auseinandersetzen sollst:
- Was ist deine Linie? Bist du völlig auf Christus ausgerichtet, oder wurde die notwendige Klarheit durch andere Einflüsse getrübt?
- Würde es anderen zum Segen und Gott zur Verherrlichung gereichen, wenn sie dein Leben nachahmen?
- Welche Botschaft verkündest du durch dein Wort und durch dein Verhalten?
Ich bin auf das Zitat eines Mannes gestoßen, das die Haltung der Thessalonicher widerspiegelt. Dieser Mann ist für mich ein echtes Vorbild. Es begann damit, dass sein Sonntagsschullehrer in das Leben dieses jungen Mannes investierte (denken wir daran, dass am Anfang nicht eine Massenbewegung, sondern meist nur eine einzelne Person steht). Eines Tages hörte dieser junge Mann den folgenden Satz, der ihn tief bewegte: „Die Welt muss erst noch erfahren, was Gott durch einem einzelnen Menschen tun kann, der ihm völlig hingegeben ist.“ Seine Antwort lautete: „Durch Gottes Gnade werde ich dieser Mensch sein.“ Und so wurde in D. L. Moody, einem der größten Erweckungsprediger des 19. Jahrhunderts, ein Feuer entfacht, um das Evangelium zu verkündigen und auszuleben.
Er sagte folgendes:
„Ich möchte für Gott brennen, damit durch das schwache Leuchten meines Lebens jene, die sich mit der Sünde abmühen und kämpfen, das helle Licht des Sterns von Bethlehem sehen, seinen leuchtenden Strahlen folgen und den himmlischen Hafen erreichen. Alles, was meine Vision von Christus verdunkelt, mein Gebetsleben schwächt, mein Studium des ewigen Wortes Gottes behindert oder meinem Seelengewinnen die Freude raubt, ist falsch und darf keinen Platz in meinem Stundenplan haben.“
Mögen wir diesen Funken fangen und auch als Einzelne die Gemeinde mit unwiderstehlichem Einfluss sein!
[i] Weitere Informationen sind aus Barnas Artikel Meet Those Who “Love Jesus But Not The Church” ersichtlich (Research Release in Faith & Christianity, 30. März 2017: https://www.barna.com/research/meet-love-jesus-not-church/ abgerufen am 15.09.2017)
[ii] Ein Beispiel dafür ist die Beteiligung der Evangelischen Kirche an der Christopher Street Day-Parade in Berlin und Stuttgart (Evangelische Kirche beim Christopher Street Day in Berlin und Stuttgart, pro Christliches Medienmagazin, 7. Oktober 2017: https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/2017/07/10/evangelische-kirche-beim-christopher-street-day-in-berlin-und-stuttgart/ abgerufen am 15.09.2017)
[iii] Rosenthal, Marvin The Pre-Wrath Rapture of the Church (Nashville, TN: Thomas Nelson Publishers, 1990), S. 282.
[iv] https://www.bibleserver.com/text/NG%C3%9C/1.Thessalonicher1
[v] Siehe die online-Kommentare bei bibleaids.org: http://bibleaids.org/com/ebc/nt/1the/1th16.html, abgerufen am 15.09.2017. Ähnliche Einblicke sind in William Hendriksens und Simon Kistemakers New Testament Commentary: Thessalonians, The Pastorals, and Hebrews (Grand Rapids, MI: Baker Books, 2002) zu finden. S. 53: “They <the Thessalonians> are here compared to a parabolic arch or a sounding-board which re-inforces sounds and causes them to travel in carious directions. The arch or the sounding-board does not itself create the sounds. It occupies a middle position, receiving them, re-inforcing them, and sending them on. Thus also the word of the Lord, having been received by those people in Thessalonica who are here addressed, had been reinforced by their own joyful experience in accepting it, and, thus strengthened, had been echoed forth…” („Sie <die Thessalonicher> werden hier mit einer Hohlspiegelvorrichtung oder einer Schallmuschel verglichen, die Töne verstärkt und sie in verschiedene Richtungen sendet. Der Hohlspiegel oder die Schallmuschel erzeugen die Töne nicht selbst, sondern spielen die Rolle eines Vermittlers, der den Klang empfängt, verstärkt und weitergibt. So war es auch mit dem Wort des Herrn, das aufgrund seiner freudigen Aufnahme durch die Menschen in Thessalonich gleichermaßen verstärkt wurde und von ihnen aus erscholl.“)
[vi] Siehe den YouTube-clip A Revival Account: Asbury 1970: https://www.youtube.com/watch?v=7qOqitIKUNs, abgerufen am 15.09.2017.