Wir befinden uns nach wie vor in unserem Studium des 42. Psalms. Im letzten Artikel haben wir einen Überblick über den Psalm gewonnen, indem wir uns zuerst auf die offensichtlichen Tatsachen im Text konzentrierten: auf die Personen, Ortsangaben und Zeitangaben. Wir haben Listen über den Autor des Psalms und über Gott erstellt. Wenn du wissen möchtest, wie ich den Text markiert habe, dann kannst du das hier sehen. Doch anstatt unsere Listen zu vergleichen, möchte ich dir im Folgenden eine kurze Zusammenfassung meiner Beobachtungen mitteilen:
Aus der Überschrift des Psalms wissen wir, dass es sich um einen „Maskil der Söhne Korachs“ handelt. Die Söhne Korach gehörten zum Stamm Levi und waren laut 4. Mose 26 und anderen Stellen mit dem Musikdienst im Tempel beauftragt. Beachte jedoch, was mit dem Psalmisten geschehen ist: Der (persönliche oder gemeinsame) Lobpreis und die Anbetung Gottes wurden von Gefühlen der Beklemmung, Schmach und Trauer verdrängt. Sein Blick, der einst in jubelnder Begeisterung auf Jerusalem gerichtet war, ist jetzt gesenkt, und er braucht dringend jemanden, der ihn aufrichtet. Er selbst vermag es jedoch nicht. Die äußerliche Kundgebung seines Liedes wurde durch das innerliche „Ausschütten“ seiner Seele zum Schweigen gebracht.
Wie ein Tier dürstet er hörbar nach dem Wasser der Gegenwart Gottes und sehnt sich nach einer dauerhaften Befreiung von seiner geistlichen Wassernot. Die einst vertraute Freude der Gegenwart Gottes wurde durch Gefühle der Einsamkeit, Distanz und Verlassenheit verdrängt. Es gibt eine schwache Erinnerung an das, was einmal war, und einen flüchtigen Gedanken daran, was sein könnte oder vielleicht sogar sein sollte. Er hat viele Tränen vergossen und muss das ständige Tröpfeln des Spottes und der Verhöhnungen seiner Feinde über sich ergehen lassen, die ihm zurufen: „Wo ist jetzt eigentlich dein Gott?“
Er ist von Gott weit weg, verzagt, geistlich ausgetrocknet, deprimiert, niedergeschlagen, sehnt sich nach Gottes Eingreifen und muss sich obendrein noch den Vorwurf anhören, Gott habe ihm die Treue gebrochen. Der Mut hat ihn verlassen, weil er von sich aus nichts tun kann, um seine Situation zu ändern, und er hat das Gefühl, in seiner Hilflosigkeit und seinen Zweifeln zu ertrinken. Er hat nicht nur die „Blues“ oder „Heidenangst“; nein, er leidet „mörderische Qualen“ (V. 10; NeÜ) und ist hilflos, hoffnungslos und am Boden zerstört. Mit einem Wort: er ist verzweifelt. Wir bekommen das anschauliche Bild eines Menschen vermittelt, der jene „Wolken“ erlebte, die du und ich auch heute jederzeit erleben können. Vielleicht kannst du dich zumindest teilweise mit dem Psalmisten identifizieren.
Du bist niedergeschlagen, wenn Du Dich emotional müde fühlst und keine Kapazitäten mehr hast, um Dich mit schwierigen Situationen auseinanderzusetzen. Niedergeschlagenheit ist ein gefährlicher Zustand. Sei Dir darüber im Klaren, dass dies nicht der Zeitpunkt ist, wo Du wichtige Entscheidungen treffen solltest. Die Wahrscheinlichkeit, die falsche Entscheidung zu treffen, ist verhältnismäßig hoch.
Hoffnungslosigkeit wird rasch zur Niedergeschlagenheit – der vierten Attacke des Feindes. In diesem Zustand hast du die Hoffnung entweder verloren oder bist im Begriff sie gänzlich aufzugeben.
Deine Gedanken sind apathisch und stumpf. Alles ist dir viel zu viel. Allein den Tag zu bewältigen ist für dich eine unüberwindbare Herausforderung. Du kannst keine klaren Gedanken mehr fassen. Gott scheint weit weg zu sein und dich nicht zu hören. Tief in in dir schreit es: „Das stimmt! Genau so geht es mir!“ Und jeder Willensentschluss wird sofort von deinen Gedanken und Gefühlen hinweggerafft.
Einige liebe Menschen haben uns kürzlich geschrieben, dass sie sich nur mühsam durch den Tag schleppen können. Schon der Gedanke an die kleinsten, täglichen Routinen überfordert sie. Sie können ihren Blick nur auf das richten, was unmittelbar vor ihnen liegt, und so schleppen sie sich schrittweise voran.
Verzweifelte Menschen haben das Gefühl, von Gott im Stich gelassen worden zu sein. In einem solchen Zustand flüstert uns der Feind unbegreifliche Dinge ein.
Und Satan ist schlau! Er schafft es sogar, dir seine Gedanken als deine eigenen zu verkaufen!
In Zeiten der Niedergeschlagenheit und Verzweiflung erscheint es leichter, einfach aufzugeben anstatt sich dem Leben zu stellen. An diesem Punkt beginnen die Gedanken tödlich zu werden. „Warum noch weiter kämpfen? Es gibt sowieso keinen Ausweg.“ Du hast um Hilfe gerufen und Gott angefleht, bis du den Punkt erreicht hast, wo du zu erschöpft bist, um noch ein weiteres Gebet zu sprechen. In deiner Stumpfheit und emotionalen Erschöpfung scheint der Tod das einzige Heilmittel zu sein. Zumindest dadurch könntest du zur Ruhe kommen; dein Kampf wäre mit einem Mal beendet. Es ist ohnehin kaum vorstellbar, dass du jemals wieder glücklich sein könntest, vor allem in Anbetracht der Umstände, in denen du dich befindest. Bleibende, erfüllende Freude ist illusorisch. Nein, du siehst einer trostlosen Zukunft entgegen und hast keine Hoffnung mehr. Es ist Zeit, das Schiff zu verlassen.
Das ist Niedergeschlagenheit, das ist Verzweiflung, und beide sind tödlich. Gibt es eine Heilung davon? Einen Ausweg?
Ja! Denn in dem Moment, als der Psalmist fragte: „Was betrübst du dich, meine Seele…?“ (Psalm 42,5), wurde er geheilt.
Mehr dazu erfährst du im nächsten Teil.
(c) 1994-2019 Precept Ministries International e.V. All rights reserved. Übertragen aus dem Buch von Kay Arthur, Beloved: From God’s Heart To Yours (Eugene, OR: Harvest House Publishers, 1994), April 3-8.