Die Kernbotschaft des Epheserbriefes **
Dieses Studium geht von der These aus, dass wir das Ziel des Lebens unter dem Neuen Bund verfehlen, wenn wir nicht dem Weg des Epheserbriefes folgen; und solange unser Innenleben nicht von unserem Haupt kontrolliert wird, befinden wir uns noch im Bereich des Behaviorismus[1]. (Beachte, dass die Wahrheit fortschreitend ist. Der Epheserbrief ist ein neuer Höhepunkt.)
Die Lieblingsperson des Apostels Paulus. Das Konzept der Gemeinde als Leib Christi durchzieht alle Briefe, die Paulus den Gemeinden schrieb. Die Gemeinde ist im Wesentlichen ein Organismus jenseits von Organisation. Diese Tatsache verkörpert die Lehre Jesu über die Innerlichkeit unserer Beziehung zu Ihm (die Weinrebe, die am Weinstock bleiben muss), führt aber noch weiter: Die Verbindung mit ihm gewährleistet die Einheit untereinander. (Sie erlaubt die Vielfalt [vgl. Römer], während sie Spaltungen untersagt [vgl. Korinther].) Wir existieren im Bereich der Persönlichkeit. Der Leib gibt dem Innenleben durch seine HandlungenAusdruck; er reagiert auf die Gedanken und den Willen des Hauptes.[2]
Zur Ehre Gottes.[3] „Die höchste Bestimmung des Menschen ist die Verherrlichung Gottes“ (Kurzer Katechismus). Doch der unerlöste Mensch tut dies bzw. kann dies nicht; demzufolge ist die Ehre Gottes das eigentliche Ziel der Erlösung.
- Der Vater hat uns in Christus auserwählt. Weshalb? „Damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien.“[4]
- Der Sohn hat uns für sich selbst erworben. Weshalb? „Damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien.“[5]
- Und der Geist hat uns für sich selbst versiegelt. Weshalb? „Damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien.“[6]
Die Erlösung läuft nicht auf uns hinaus, sondern auf Gott. Dies wiederum bedeutet, dass die gesamte Gottheit (die Dreieinigkeit) − der Vater, der Sohn und der Geist – ihre Ehre dir und mir anvertraut hat. Das Lebenswerk Jesu verherrlichte seinen Vater (Johannes 17,4), und er gab diesen Auftrag an uns weiter.
Dies und nicht weniger soll unser Lebenswerk sein. Warum? fragen wir vielleicht. Weil wir sowohl der Tempel des Neuen Bundes als auch der Leib Christi sind, durch den sein Leben auf dieser Erde reproduziert wird. Nachdem die Stiftshütte fertiggestellt worden war, „erfüllte die Herrlichkeit des HERRN die Wohnung“.[7]Ebenso war es beim Tempel. Dann kam Christus „und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut“.[8]Als er sein Werk vollendet hatte, gab er seine Herrlichkeit an uns ab und sagte zu seinem Vater: „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben.“[9]Treuhänder seiner Ehre – wie wunderbar! „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden. Verherrlicht nun Gott mit eurem Leib!“[10]
Doch wie können wir es im Hinblick auf unsere Berufung, durch unsere menschlichen Persönlichkeiten die Schönheit und Lieblichkeit Gottes sichtbar zu machen, wagen, seine in uns wohnende Herrlichkeit durch Werke der Feindseligkeit, Starrsinnigkeit, Ungeduld und dergleichen zu verschleiern? Anstatt ihn zu repräsentieren, wird sein Bild durch uns vollkommen entstellt. Und wie können wir einem so hohen Standard je gerecht werden? Der Epheserbrief liefert die Antwort auf diese Frage.
Der Leib ist die „Fülle“ des Hauptes.[11] Wir werden in majestätischen Worten daran erinnert, wie Gott Christus aus den Toten auferweckte, wie er ihm eine Autoritätsposition zu seiner Rechten verlieh und ihn zum Haupt über alles der Gemeinde gab, „die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt“(ELB)[12]. Welche Ehre! Die wunderbarste Person in der Welt, und wir sollen seine Fülle oder Vollständigkeit sein! Genau so ist es. Das Haupt gelangt durch den Leib zur Fülle seines Ausdrucks. Hier finden wir dieselbe gegenseitige Abhängigkeit vor, wie in der Beziehung zwischen dem Weinstock und den Reben. Während der Leib vom Haupt Weisheit und Führung bekommen muss, weil er nichts davon in sich selbst hat, ist das Haupt vom Leib abhängig, wenn es um den Ausdruck seiner Gedanken, seines Willens und seiner Weisheit geht. Die innerliche Beziehung in Johannes 15 (lies die Verse 1-5) wird zu einer innerlich kontrollierten Partnerschaft – dem „neuen Menschen“.
Außer Kontrolle. Als Nächstes werden wir mit einem Porträt von uns selbst und unserem Verhalten konfrontiert, das Gott völlig missachtete. „Tot in Übertretungen und Sünden“[13]bedeutet, dass wir vor Gott Schulden hatten; sie und nicht Gott kontrollierten uns. Wir lebten gemäß der Welt, dem Fleisch und dem Satan und wurden durch sie beeinflusst, beherrscht und bestimmt. Lies Epheser 2,1-3. Diese drei Verse schildern unseren zutiefst hoffnungslosen Zustand, „von Natur Kinder des Zorns“, außerhalb der Kontrolle Gottes.
Das Problem der Erlösung. Dieser Zustand des Menschen zeigt klar und deutlich auf, welche Art von Problem die Erlösung „lösen“ musste. Erinnern wir uns an das Erste Buch Mose, an den Anfang der Sünde.[14]Was geschah im Garten Eden? Satan folgte einem ausgeklügelten Plan. Er trieb einen Keil zwischen Gott und den Menschen; er zerstörte die „Kontrolle“, die Gott im Menschen erschaffen hatte; er machte den Menschen unempfänglich für Gott und er entzog ihn der Autorität Gottes. Christus kam, um diesen Schaden zu beheben. Nicht um den Menschen gut zu machen, sondern um ihn zurück unter die Kontrolle Gottes zu bringen. Er muss seine innere Kontrolle wiedergewinnen, und er tut dies als das Haupt.
Hätte das Gesetz dieses Problem lösen können? Auf keinen Fall. Jede Kontrolle, die es ausübt, kommt von außen; sein Misserfolg ist daher systemisch bedingt. Das Gesetz war nur eine vorläufige Maßnahme Gottes, „bis“ – bis Christus kam, um sich durch sein System der innerlichen Kontrolle als „Ende des Gesetzes“ zu erweisen.[15]
Eine wirksame Einheit mit Christus. Gottes Plan war der Situation mehr als gewachsen. Aufgrund seiner Gnade ist Christus nicht für sich allein gestorben und auferstanden, sondern Gott machte uns zusammen mit ihm lebendig, versetzte uns in Christus in die Himmelswelt und wird in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweisen.[16](An diesem Punkt lies bzw. freue dich über Epheser 2,6.7.)
Was für eine erstaunliche Gnade! Beachte aber auch ihre Wirksamkeit. Wir sind seine neue Schöpfung, empfindsam für ihn, „in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken“ – und nicht nur für irgendwelche guten Werke, sondern für jene besonderen guten Werke, „die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen“. Wir lebten einst unter dem Einfluss der Welt, des Fleisches und des Satans (V. 2-3). Welche Sicherheit hat Gott, dass wir jetzt so leben werden, wie es seiner Absicht entspricht? Was ist geschehen? Christus ist unser Haupt, und er kontrolliert unseren Lebenswandel in demselben Maß, wie der Kopf die Füße kontrolliert. Das ist nichts Geringeres als ein Wunder! Lebst du auf diese Weise?
„Ein neuer Mensch, Frieden stiftend.“[17] Wenn dieser Plan für den Einzelnen wirksam ist, dann ist er es auch für Gruppen und Gesellschaftsklassen. Gottes eineLösung für die Feindschaft ist das Kreuz, „durch das er die Feindschaft getötet hat“. Sein Plan ist, alle Gruppierungen „in einem Leib“ zu vereinen, wobei er selbst als Haupt die Kontrolle hat. Stell dir vor, wie das Elend der Welt dadurch behoben werden könnte. Doch der Mensch will den Friedensplan Gottes nicht. Er lehnt den ab, „der unser Friede ist“. Folglich muss es in der Welt Kriege geben. Eine Krieg führende Welt ist die Konsequenz eines verschmähten Kreuzes.
Mehr als nur ein Leib– ein Gebäude. So wie der menschliche Körper durch seine Struktur aus Fleisch eine Wohnung für eine Person bildet, werden wir „mit aufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist“.[18] Der Dienst des Apostels Paulus bestand darin, diesen Tempel des Neuen Bundes zu bauen. In seinem Weihegebet ruft er die lebendige Gegenwart Gottes − den Heiligen Geist − an, dich innerlich zu stärken, damit Christus durch den Glauben in deinem Herzen wohnen kann, damit dich Gott bis zum Äußersten erfüllt, damit die Gemeinde wie damals die Stiftshütte und der Tempel voll von seiner Herrlichkeit sein kann.[19] Was für ein Höhepunkt! Wir haben mit dem Anvertrauen der Herrlichkeit Gottes an seine Erlösten begonnen. In diesen drei wunderbaren Kapiteln sehen wir den Plan Gottes, mit dem er diese Herrlichkeit durch die Gemeinde bewahren lässt. So wie sie durch Christus sichtbar wurde, so zeigt sie sich jetzt durch seinen mystischen Leib. Was für ein Höhepunkt! Wir befinden uns wieder unter seiner Autorität, kontrolliert von ihm zu seiner Ehre!
Der Lebenswandel weist auf das Haupt hin. Der Auftrag des Epheserbriefes besteht naturgemäß darin, dass wir „wandeln“ sollen.[20] Der Lebenswandel eines Menschen zeigt, was für ein Mensch er ist. Doch wie „wandeln“ die Füße? Ganz unter der Kontrolle des Hauptes haben sie kein Problem beim „Wandeln“. Sie folgen dem Haupt instinktiv und ohne zu zögern. Genau darin besteht das Leben im Neuen Bund. Es beruht auf dieser einen einfachen Bedingung. Dein Fuß stellt dich als Glied am Leib Christi dar. Als deine Abbildung hat er eine Persönlichkeit: er besitzt die Fähigkeit, zu denken und zu wollen. Nehmen wir an, dein Fuß besteht auf seiner eigenen Meinung und seinem eigenen Willen. Er wird dich bei jeder Bewegung behindern. Du willst aufstehen, doch der Fuß sagt: „Nein, ich will nicht!“ Du solltest zur Arbeit gehen, doch dein Fuß protestiert: „Nein, heute habe ich keine Lust dazu!“ Was für ein Dilemma! Wird Christus durch seinen Leib auf ähnliche Weise behindert? Die Parallelen sind unübersehbar. Die eigentliche Voraussetzung für das Leben im Neuen Bund ist unsere Hingabe, und zu dieser Hingabe gehört das Bleiben (wie die Weinrebe, die am Weinstock bleiben muss). Nur wenn der Fuß und die Hand durch Sehnen, Blutgefäße und Nerven mit dem Haupt verbunden bleiben, können sie dem Haupt folgen. Bleibe daher in Christus, folge ihm, lebe in ihm, stütze dich auf ihn und gehorche ihm – dies und nicht weniger ist das echte Leben im Neuen Bund.
Ein neuer Zweck im Leben. Wofür ist dein Körper da? Um deinem Kopf Freude zu machen. Alle seine Bewegungen und Funktionen sind diesem einen Ziel gewidmet. Und als Leib Christi haben wir ein wunderbares Haupt, welchem wir alle Freude machen sollen. Die Komplexität des Lebens wird auf diese Weise zu äußerster Einfachheit reduziert. Wer demgemäß lebt, befindet sich unter seiner sanften, liebevollen und vollkommenen Kontrolle. Warum anders leben? Von nun an „sei Du, Herr Jesus Christus, mein Haupt, und lass mich von Deinen Gedanken und Deinem Willen kontrolliert sein“.
[1]Behaviorismus= Richtung der amerikanischen Verhaltensforschung, die nur direkt beobachtbares Geschehen als Gegenstand wissenschaftlicher Psychologie zulässt. In dem vorliegenden Zusammenhang: Wir machen den Fehler, uns nur auf das rein Äußerliche zu beschränken (Anm. d. Übers.).
[2]Epheser 6
[3]Epheser 1,3-14
[4]Epheser 1,6
[5]Epheser 1,12
[6]Epheser 1,14
[7]2. Mose 40,33-35; 2. Chronik 7,1
[8]Johannes 1,14
[9]Johannes 17,22
[10]1. Korinther 6,19.20
[11]Epheser 1,22
[12]Epheser 1,23
[13]Epheser 2,1-3
[14]1. Mose 3,1-13
[15]Römer 10,4
[16]Epheser 2,4-7.10
[17]Epheser 2,13-18
[18]Epheser 2,22
[19]Epheser 3,16-21
[20]Epheser 4,1.17; 5,1.2.8.15
** Harrison, Norman, Das Leben im Neuen Bund, die Innerlichkeit des Christlichen Lebens (New Testament Living, The Inwardness of the Christian Life (c) Free Church Publications (1972), pp.31-36).
Photo by Tim Mossholder on Unsplash (https://unsplash.com/photos/Bj9wAT4XVuY)
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